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Mallorcas Zukunft jetzt errichten!

VON JAUME GARAU

Wir haben eine zutiefst beunruhigende Erfahrung durchleben müssen: Die Covid-Pandemie hat uns national und international in einem sehr unsicheren Umfeld zurückgelassen. Für uns sogar noch unsicherer, da unsere Wirtschaft von der Tourismusbranche dominiert wird. Es ist klar, dass wir dafür kämpfen müssen, die Wirtschaft wieder auf den Wachstumspfad zurückzubringen. Aber wir können das nicht auf die alte Art und Weise tun, denn die Situation ist eine ganz andere als während der Krise von 2008.

Um die Krise von 2008 hinter uns lassen zu können, hatten wir den „Massentourismus” intensiviert: mehr Kreuzfahrtschiffe, mehr Sauftourismus, mehr unkontrollierte Ferienvermietungen, mehr Kongresstourismus, mehr Mietwagen, dadurch überfüllte Straßen und Strände et cetera.

Das Ende der Krise hat das Gewicht des Tourismus auf die Gesamtwirtschaft erhöht, aber die Lebensqualität der Mehrheit der Bevölkerung Mallorcas nicht verbessert. Im zweiten Quartal 2019 gab es laut dem balearischen Statistikamt Ibestat 3986 Unternehmen mehr als im Jahre 2009. Der nichttouristische Industriesektor hat in zehn Jahren 68 Unternehmen verloren, der Bausektor 360. Der Hotelsektor legte hingegen um 1316 Betriebe zu. Von Krise zu Krise – die touristische Monokultur steuert auf ihren Kollaps zu.

Schon vor der Pandemie gab es eine Debatte, den Massentourismus, der ökologisch nicht nachhaltig und unrentabel ist, in einen nachhaltigen Tourismus umzuwandeln. Dieser sollte profitabler sein sowie geografisch und saisonal entzerrt. Es zeichneten sich Versuche ab, die Touristenströme rationeller zu steuern, zum Beispiel auf Formentera oder auf der Landstraße ans Kap Formentor. Die Debatte über die Begrenzung von Kreuzfahrtschiffen im Hafen hatte begonnen, und in Palma wurde die Zahl der Ferienwohnungen und Hotels im Stadtzentrum beschränkt. Dies waren die ersten Schritte hin zu einer tiefergehenden Transformation unseres sozialen und wirtschaftlichen Systems, wenn wir Mallorca vor der Selbstzerstörung retten wollen.

Um einen wirtschaftlichen Wandel herbeizuführen, der auch ein ökologischer Übergang ist und zudem soziale Verantwortung zeigt, damit niemand ausgegrenzt oder ernsthaft geschädigt wird, ist eine gute Organisation erforderlich. Eine Organisation, die von der öffentlichen Hand geleitet wird, in Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft und dem sozialen Bereich. Im Moment ist eine solche Organisation nicht vorhanden, obwohl sie bereits längst auf Hochtouren laufen müsste. Zwar sind ein paar Ansätze vorhanden, aber der „Motor” ist noch nicht fertig.

Vorhanden sind bereits einerseits der Wirtschaftsund Sozialrat, ein Gremium, in dem vor allem Arbeitgeber und Gewerkschaften zusammenkommen und eine Reihe von strategischen Entscheidungen und viele Vorschläge für die Zukunft unserer Gemeinschaft präsentiert haben. Andererseits gibt es das balearische Ministerium für Europäische Fonds, das entscheidend für die öffentlichen Initiativen der Region ist und auch einen Strategieplan zum Investieren der europäischen Finanzhilfen ausarbeitet. Hinzu kommen weitere lokale Vereinigungen dieser Art, etwa für die Inselhauptstadt („Palma XXI”) oder das TramuntanaGebirge sowie das „Forum der Zivilgesellschaft”, das ebenfalls Vorschläge für einen Wandel des Wirtschaftsund Sozialmodells ausarbeitet. Diese Initiativen sind mit vielen Einrichtungen wie dem Balearischen Wirtschaftsrat, der Impulsa-Stiftung und der BalarenUniversität verbunden.

Dieses Konglomerat von Initiativen, die von einer Gruppe von Leuten angestoßen wurden, die alle in einen Reisebus passen, ist kaum strukturiert. Hinzu kommt, dass es nicht mit den anderen, lebenswichtigen externen Komponenten unserer Wirtschaft verbunden ist, wie der Hafenbehörde, dem Flughafenbetreiber Aena (beide unterstehen Madrid) oder den großen nationalen und europäischen Reiseveranstaltern.

Ohne eine neue Organisation, die alle aktuellen Initiativen integriert und ihnen eine strategische Zielrichtung gibt, samt einem Zeitplan und einer Zuteilung von Ressourcen, werden wir jedoch nicht die für Mallorca gewünschte Zukunft aufbauen. Vielmehr werden wir die Vergangenheit wiederholen, wie sich jetzt erneut abzeichnet. Eine solche Organisation sollte potent sein, bestens dirigiert werden und ausgestattet sein mit modernen Systemen der Konsultation, Beteiligung und Kommunikation. Sie müsste zudem verknüpft sein mit der Balearen-Regierung und dem Inselrat, so dass sie auch nach den Wahlen 2023 Kontinuität hat. Andere Beobachtungsstellen, Planungsbüros, Räte für Bürgerbeteiligung und so weiter müssten direkt an diese neue Organisation angeschlossen sein. Die Organisation wäre kein Exekutiv-organ, sondern ein Förderer von Projekten, die von öffentlichen und privaten Einrichtungen umgesetzt werden, im Einklang mit dem, was Mallorca benötigt, nicht jetzt, sondern in fünf oder zehn Jahren. Diese Organisation, die bestens eine Stiftung sein könnte, sollte die Plattform für den Aufbau von Mallorcas Zukunft sein.

Doch der derzeit eingeschlagene Weg scheint, wieder einmal, nicht der einer koordinierten und strategischen Planung zu sein, um in eine bessere Zukunft zu gelangen. Denn wir haben in den vergangenen Wochen Beispiele erleben müssen für eine „zwanghafte Erholung” unserer Wirtschaft. Die Mega-Kreuzfahrtschiffe kehren zurück, ohne dass Obergrenzen festgelegt wurden. Der Exzesstourismus ist zurück an den üblichen Orten und schafft dort die üblichen Probleme. Die Terrassen der Bars in den traditionellen Vierteln, die während der Pandemiebeschränkungen eine wirtschaftliche Lösung für die Gastronomie waren, sind jetzt ein Alptraum für die Anwohner geworden.

Wir müssen uns vor den Spiegel stellen und darüber nachdenken, ob dies die Zukunft ist, die wir für Mallorca aufbauen wollen. Ich bin sicher, dass die Mehrheit der Menschen, die diese Inseln lieben, Nein sagen wird. Noch ist Zeit, den richtigen Weg einzuschlagen.

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2021-07-22T07:00:00.0000000Z

2021-07-22T07:00:00.0000000Z

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