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Da liegt ein Wunder römischer Zeitgeschichte im Sand

2019 wurde einen Steinwurf entfernt von Can Pastillas Strand ein römisches Schiffswrack entdeckt. Die Aufregung war groß und sie ist es heute wieder. Die Untersuchungen der Archäologen haben jetzt spektakuläre Ergebnisse zutage gefördert.

(man)

Denkt man genauer darüber nach, grenzt es allein schon an ein Wunder, dass das zehn Meter lange und fünf Meter breite römische Schiffswrack so lange, so nah am Strand von Can Pastilla unentdeckt geblieben ist. Das Fundstück lag nur zwischen 50 und 100 Metern vom Strand entfernt und das an einem Strandabschnitt der Playa de Palma, an dem Urlauber und Residenten vermeintlich jeden Quadratmeter bereits erkundet haben.

Gefunden wurde dieses Stück Zeitgeschichte erst im Jahr 2019 von Félix Alarcón, der außerdem im Juni dieses Jahres den Behörden gleich noch den Anker des Schiffswracks nachlieferte. Den hatte er bei einem erneuten Tauchgang ebenfalls zufällig unweit der alten Fundstelle aufgestöbert. Als wäre ein so gut erhaltenes Stück Zeitgeschichte nicht spektakulär genug, ist es vor allem die Schiffsladung, die in der wissenschaftlichen Welt derzeit für leuchtende Augen sorgt.

Die freie Universität Madrid hat in der vergangenen Woche die erste wissenschaftliche Arbeit über die Schiffsladung, die 249 bisher untersuchten Ton-Amphoren, veröffentlicht. Die Forscherin Antònia Soler ist Co-Autorin von dem in der archäologischen Fachzeitschrift „Cuadernos de Prehistoria y Arqueología“erschienenen Text und weist vor allem auf eines hin: „Es grenzt an ein Wunder, dass die Gefäße trotz der exponierten Lage noch so gut erhalten sind.“Manche dieser Zeugnisse der Vergangenheit sind noch in einem nahezu perfekt erhaltenen Zustand”, freut sich die Forscherin und ergänzt: „Bei 39 der Tongefäße sind nicht nur noch die Verschlüsse vorhanden, sondern auch die Inschriften und Kennzeichnungen. Stellen Sie sich vor, sie malen etwas mit einem Pinsel auf einen Untergrund und fast 2000 Jahre später, ist es immer noch gut leserlich. Dafür müssen einige sehr günstige Umstände zusammenkommen.“Es sind genau diese Inschriften, mit denen sich der Artikel im Besonderen auseinandergesetzt hat. Eben weil viele der Exponate so unverschämt gut erhalten sind, können die Wissenschaftler dementsprechend viele Informationen daraus ablesen. So haben sie herausgefunden dass zwei der Kaufleute die um 350 nach Christus ihre kostbaren Waren vor der Küste Mallorcas

verloren hatten „Alunnius“und „Ausonius“hießen. Die „Tituli picti“, wie die damals in den weichen Ton eingebrachten Inschriften genannt werden, verraten aber noch mehr: Die „Epigrafik“, was so viel wie die wissenschaftliche Lehre und das Studium von antiker Schrift, Symbolik, Abkürzungen und der dafür verwendeten Materialien ist, lässt an den Amphoren erkennen, dass mindestens zwei Schreiber die Waren „etikettiert“hatten. Ihre Handschrift lässt Rückschlüsse auf ihre Herkunft zu und sogar darauf, dass einer der beiden Schreiber recht nachlässig in seiner Linienführung war. Man hatte wohl auch damals schon mal einen schlechten Tag oder keine Lust auf den Job. Das Material, aus dem die

Tongefäße hergestellt wurden, lässt die Experten wiederum darauf schließen, dass sie in der antiken Stadt Cartago Nova, dem heutigen spanischen Cartagena, hergestellt wurden. Und das zu einer Zeit, in der Ton noch nicht gebrannt wurde. Damals gab es wohl noch keine Brennöfen. Gleichzeitig haben die Wissenschaftler viel über die kulinarischen Vorlieben der alten Römer erfahren. Die bereits untersuchten Amphoren enthielten hochwertige Saucen und Öle, aber auch eingelegte Trauben und verschiedene Pflanzen.

Mit all den bereits jetzt gewonnenen Erkenntnissen durch die gut erhaltenen Fundstücke gilt das römische Wrack von Can Pastilla als der bisher bedeutendste Fund dieser Art in spanischen Gewässern und als einer der bedeutendsten weltweit. Bisher wurde lediglich ein Drittel der kostbaren Fracht untersucht. Das wiederum bedeutet wahrscheinlich, dass die restlichen zwei Drittel noch jede Menge Geheimnisse und Erkenntnisse über die späte Antike und ihre Bewohner bereithalten.

Es sind sogar Nachlässigkeiten in der Handschrift zu erkennen

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2021-07-22T07:00:00.0000000Z

2021-07-22T07:00:00.0000000Z

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